Eine einzige Stunde frei sein!
Frei, fern!
Wie Nachtlieder in den Sphären.
Und hoch fliegen über den Tagen
möchte ich
und das Vergessen suchen---
über das dunkle Wasser gehen
nach weißen Rosen,
meiner Seele Flügel geben
und, oh Gott, nichts wissen mehr
von der Bitterkeit langer Nächte,
in denen die Augen groß werden
vor namenloser Not.
(aus: Nach grauen Tagen / Ingeborg Bachmann)
Lyrische Texte werden von Nürnberger Schülerinnen und Schülern in die universelle Sprache der Musik übersetzt. Gedichte sind ein Spiegel der Lebenswelt und ein Türöffner zur Seele. Im Klassenzimmer jedoch lyrische Stimmungen einzufangen, ist eine Herausforderung. Buchstaben bleiben schwarz und emotionslos stehen, sie sind unverdaulich. Wir nehmen einen Umweg zu den Kindern und Jugendlichen über eine für sie reizvollere Sprache – die Musik. In ihr verfängt sich Lebensgefühl ohne kantige Buchstaben, sperrige Ausdrücke oder schwülstige Liebesschwüre. Musik ist Bestandteil der Jugendkultur. Jede Sprache lässt sich mithilfe der Tonleiter übersetzen. Dabei sind alle Töne willkommen: ob Hip-Hop, Rap, Instrumental- oder Vokalmusik. Erlaubt ist alles, was laut oder leise, wild oder harmonisch klingt. Darüber hinaus drücken Gedichte in der jeweiligen Muttersprache der Jugendlichen das Lebensgefühl des multikulturellen Nürnbergers aus. Die Lebendigkeit der Lyrik klettert über Tonleitern auch in Ihre Ohren: Die Präsentation der Stücke findet am 19. November 2010 in den Kammerspielen des Staatstheater Nürnberg statt. Spitzen Sie Ihre Ohren und öffnen Sie Ihre Augen. Film- und tanzbegeisterte Schülerinnen und Schüler visualisieren und choreographieren die selbst komponierten Musikstücke. Die Stücke bieten Einblicke in die Welt der Jugendlichen fernab sprachlicher Grenzen.
Bis November möchten Sie nicht warten? Sie können dabei sein, wenn sich Buchstaben in Töne verwandeln. Diese Verwandlung findet nicht ausschließlich im Geheimen statt: In der Community lyricmeetsmusic.mixxt.de finden Sie erste Töne, Bilder und Berichte. Schülerinnen und Schüler begleiten die Proben mit der Kamera. Bilder und Filme dokumentieren den Entstehungsprozess der Lyrik- und Musikperformance. Drei professionelle "Übersetzerinnen", die Lesebeauftragte der Stadtbibliothek Nürnberg, Petra Bamberger, sowie die Theaterpädagoginnen des Staatstheater Nürnberg, Gudrun Bär und Anja Sparberg, begleiten die Arbeiten, helfen lyrische Stimmung einzufangen, befreien "verklemmte Töne" und glätten Disharmonien. Die Verwandlung von Lyrik in Kunst gelang Petra Bamberger bereits mit dem prämierten Projekt "Lyric meets Graffiti – Gedichte an die Wand gesprüht": "Man braucht nur einen Menschen, der uns zwingt zu zeigen, was wir können", so lautete das Fazit eines Schülers. Lassen auch Sie sich verzaubern, wenn es am 19. November heißt: "Lyric meets Music!".
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