Siegfried von Vegesack und Jakob Ertl begegnen sich in dieser Stunde, in der die Bücher lebendig werden und anfangen zu sprechen. Aus den Buchreihen erheben sich die Stimmen der beiden Autoren, eines Gutsherren, für den der Bayerische Wald Exil war und Heimat wurde, und eines dichtenden Bauern, der in der Nähe der Kreisstadt Regen zwar seine ganze Lebenszeit verbrachte, aber nirgendwo heimisch war als in seinen Büchern. Denen, die er las, und denen, die er schrieb. Der Bauerndichter Jakob Ertl (1875 - 1956) begegnete dem baltischen Baron Siegfried von Vegesack (1888 - 1974), der nur ein paar Kilometer entfernt auf der Burg Weißenstein seit 1917 lebte, im Leben wohl nie. In der Stadtbücherei Regen befinden sich sowohl das Jakob-Ertl-Archiv mit den Büchern, die ihn selbst zum Schreiben angeregt haben, seinen Tagebüchern und Typoskripten seiner Erzählungen, als auch das Vegesack-Archiv. Die Vorstellung also, dass die Stimmen der beiden Schriftsteller eines nachts lebendig würden und sich miteinander unterhielten oder mischten, regte den aus Lam im Bayerischen Wald stammenden Schriftsteller und Theaterautor Joseph Berlinger an, eine geheimnisvolle "Stunde der sprechenden Bücher" zu konzipieren.