Aus über 80 Einsendungen für den diesjährigen LITERATUR UPDATE-Wettbewerb zum Thema „Den Tod schreiben“ kürt die Jury unter Vorsitz der Autorin Kenah Cusanit die Sieger*innen: Annegret Liepold auf Platz eins, den zweiten Platz teilen sich Elena Kaufmann und Philip Krömer, den dritten Platz belegt Matthias Tonon.

 

Der Tod ist nicht nur für alle untrennbar mit dem Leben verknüpft, gleichzeitig wissen wir wenig über ihn, was viel Raum für Vorstellung lässt – optimale Voraussetzung also, um literarisch damit zu arbeiten. Die zahlreichen Wettbewerbseinsendungen beweisen, wie vielfältig die Themen sind, was sich auch in der von der Jury getroffenen Auswahl der Siegertexte widerspiegelt. Neben der ehemaligen LITERATUR UPDATE-Gewinnerin Cusanit waren weitere Jury-Mitglieder Maja Engelhardt (Redakteurin Feuilleton Neue Presse Coburg), Dr. Christine Fuchs (Leitung STADTKULTUR), Renate Grabmeier und Dr. Ina Gombert (Stadtbücherei Lauf).

Beiträge der Sieger*innen

In der Kurzgeschichte „Auf dass der Tod“ der 29-jährigen Münchnerin Annegret Liepold erhält der Tod in Form von ermordeten Hasen Einzug. Die witzig und unterhaltsam erzählte Geschichte richtet den Blick auf die Probleme unserer Zeit: die Diskrepanz zwischen Stadt und Land, Alt und Jung, Tradition und Moderne. Wer hat die Berechtigung, wie zu leben und wer nicht? „Ausschlaggebend für den ersten Platz ist der ungewohnte Zugang zum Thema Tod. Denn es geht beim Sterben nicht nur um Trauer und Beerdigung, sondern auch um die Gesellschaft, deren Gesicht sich im Umgang mit diesen Themen zeigt“, so die Jury. Der erste Platz ist mit 1.000 Euro dotiert.

Der zweite Platz zeichnet sowohl die Gedichte von Elena Kaufmann als auch den Beitrag von Philip Krömer aus, die beide gleichermaßen überzeugen können und jeweils 500 Euro erhalten.
Die elf Gedichte der gebürtigen Erlangerin, 27, sind rhythmische Miniaturen über die Fragilität des Lebens. Die Jury konstatiert, dass es „Kaufmann auf beeindruckende Weise schafft, die immer gegenwärtige Anwesenheit des Todes im wahrsten Sinne des Wortes zu schreiben – Wort für Wort, Klang für Klang.“
Der Beitrag des 31-jährigen Krömer aus Erlangen mit dem Titel „Wie Paul Scheerbart den Ersten Weltkrieg verhindert“ führt die historisch belegte Figur des Pazifisten Scheerbart ein, der in dem stilistisch höchst kunstvollen Text mit seiner fantastischen Idee von Luftschiffen aus Glas das Morden im Krieg verhindern will. Der Jury gefällt insbesondere, wie „der Text aus seinem Thema heraus eine Form entwickelt, die ähnlich fantastisch wie die von den Luftschiffen abgelegten Glasglocken ist.“

Den dritten Preis verdient sich Matthias Tonon mit seinem stilistisch und inhaltlich sehr souverän geschriebenen Text „Wenn die Dunkelheit streikt“. Der 30-jährige Münchner Neurologe erzählt auf ergreifende und berührende Weise aus der Perspektive eines Jungen, der Kraft seiner Fantasie den Tod des Vaters erträgt. „Man wird in die Geschichte richtiggehend hinein gesogen, wodurch wir den Gedanken und Gefühlen des Protagonisten ganz nahe kommen können“, erklärt die Jury.

Zwei weitere Beiträge hebt die Jury lobend hervor: Die Kurzgeschichte „Polypen“ des Hamburgers Paul Jennerjahn, die den inneren Monolog einer Trauernden darstellt, sowie die Erzählung „1985“ von Carolin von Ohlen aus Aschaffenburg, in der sie aus der Perspektive eines angeblichen Mörders von den letzten grausamen Minuten vor dem elektrischen Stuhl erzählt.

Die Gewinner*innen werden ihre Beiträge bei einer Lesereise in drei bayerischen Städten vorstellen. Am 17.03.2020 findet die Lesung im Ingolstädter Medizinhistorischen Museum statt, am 18.03.2020 sind die Gewinner*innen in der Stadtbücherei Lauf zu hören und am 19.03.2020 findet die Veranstaltung in der Stadtbücherei Coburg statt.

Mit dem Literaturwettbewerb knüpft die Literaturstiftung Bayern an die Reihe LITERATUR UPDATE an, die von STADTKULTUR Netzwerk Bayerischer Städte e.V. getragen wird. Der Wettbewerb fand bereits zum fünften Mal statt, in diesem Jahr im Rahmen des Literaturprogramms „Der Tod ist groß“ (Rilke), zu dem im Frühling 2020 Veranstaltungen in Burghausen, Coburg, Friedberg, Garmisch-Partenkirchen, Ingolstadt, Landshut, Lauf und Roth stattfinden werden.

Förderer: Kulturfonds Bayern des Bayerischen Staatsministeriums für Bildung Wissenschaft und Kunst, Stadt Ingolstadt

 

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