Im Rahmen seiner aktuellen Ausstellung Altered States. Substanzen in der zeitgenössischen Kunst veranstaltete das Kunstpalais Erlangen am Samstag, den 21. April und Sonntag, den 22. April 2018 in Erlangen eine interdisziplinäre Tagung zu dem Thema.

Vordergrund: Thomas Rentmeister ohne Titel (2007), Copyright und courtesy the artist / Hintergrund: Jeremy Shaw DMT, 2004, Courtesy the artist und KÖNIG GALERIE, Installationsansicht Kunstpalais, 2018, Foto: Kilian Reil

Die Tagung begann mit Jan Fährmanns Vortrag „Drogenpolitik – Soziale Kontrolle durch Repressionen?!“, in dem die Frage beantwortet wurde, wie welche Substanzen in Deutschland von Seiten der Gesetzgebung betrachtet werden. Mithilfe des BtMG gab er eine Definition bzw. Einteilung. Fährmann sprach außerdem darüber, wann Substanzen und ihre Regulierung erstmals global diskutiert wurden.

Prof. Dr. Anna Henkel von der Leuphana Universität Lüneburg konzentrierte sich in ihrem Vortrag „Zur Garantie der Identität und Qualität zauberhaft wirksamer Mittel“ auf Arzneimittel, ihre gesellschaftliche Bedeutung und den Wandel des Verständnisses davon, was eine Arznei ist und kann. Sicherlich erschreckend war für viele, dass erst mit der Änderung des Arzneimittelgesetzes zu Beginn der 2000er Medikamente, die neu auf den Markt kommen, alle Regulierungsschleifen durchlaufen müssen.

Mary Maggic, Estrofem! Lab (2016), Copyright und courtesy the artist, Installationsansicht Kunstpalais, 2018, Foto: Kilian Reil

„Sexuelle Orientierung ‚musikalisieren‘: Zu den Möglichkeiten der Nicht-Identifizierung und Offenheit“ nannte Prof. Dr. Heinz-Jürgen Voß von der Hochschule Merseburg seinen Vortrag, der sich um die Frage drehte, warum sexuelle Identität gesellschaftlich meist statisch gedacht wird und welche Probleme sich daraus ergeben.

Ina Neddermeyer zeigte in ihrem Vortrag „Virtuelle Substanzen. Die VR-Brille als ultimative Droge?“ Arbeiten zeitgenössischer Künstler*innen, die genau an dieser Schnittstelle arbeiten und diskutierte hinterher mit dem Publikum die Frage, welche Möglichkeiten VR in der Verhaltenstherapie bietet und inwiefern es aufgrund der hohen Immersion mit körperlichen Auswirkungen sinnvoll ist, von „Virtuellen Substanzen“ zu sprechen.

Suzanne Treister HFT The Gardener/Botanical Prints/Rank 4: Google • US • Software & computer services (2014-15), Courtesy the artist, Annely Juda Fine Art, London and P.P.O.W., New York, Installationsansicht Kunstpalais, 2018, Foto: Kilian Reil

Zauberhaft wurde es bei Michael Klipphahns Vortrag „Kunst. Magie. Emoji. ‚Magische‘ oder ‚verhexte‘ Substanzen und ihre Rolle in der Gegenwart(skunst)“. In einem rasanten Ritt durch die Geschichte, Gegenwart und Zukunft sprach er über Hexensalben, Lebenselixieren und Liebestränken in und außerhalb der Kunst.

Den Tag beschloss die Lecture Performance „Acid Architecture: Ayahuasca and the Brain without Organs“ von Warren Neidich, der über Cognitive Capitalism sprach und in Anlehnung an Gilles Deleuze sein Konzept des „Brain without Organs“ vorstellte.

Digitalprint: Daniel García Andújar El Capital. The Commodity. The Drug (2015), Copyright and Courtesy the artist / Wandbruch: Marten Schech Godzilla Crack (2018), Copyright and Courtesy the artist, Installationsansicht Kunstpalais, 2018, Foto: Kilian Reil

Der Sonntag begann mit Prof. Dr. Christian Müllers Vortrag „Die Droge als Instrument – psychologische und neurobiologische Mechanismen der Drogeninstrumentalisierung“. Der Suchtmediziner von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg berichtete von den Ergebnissen seines Forschungsteams und stellte die 9 Verhaltenskomplexe vor, wann Menschen Drogen als Instrument benutzen.

Prof. Dr. Stephan Schleim von der Universität Groningen knüpfte mit „Medikamente und Drogen im Wandel gesellschaftlicher Erwartungen“ an das Thema an. Am Beispiel von Amphetamin bzw. „Speed“ bzw. Methylphenidat bzw. Ritalin wurde darüber diskutiert, wann eine Substanz gesellschaftsfähig ist und wann nicht.

Carsten Höller Pill Clock (2015), Courtesy the artist and Air de Paris, Paris, © VG Bild-Kunst, Bonn 2018, Installationsansicht Kunstpalais, 2018, Foto: Kilian Reil

Zum Schluss präsentierte Dr. Katrin Preller, Yale University & Universität Zürich, ihre Forschungsergebnisse in dem Vortrag „Psychedelika in der neurowissenschaftlichen Forschung – mögliche Anwendungen in der Therapie psychiatrischer Krankheiten?“, in dem es um Versuche ging, in denen Probanden und Probandinnen LSD und Psilocybin gegeben wird.

Im Herbst erscheint ein Katalog, der neben Texten von Milena Mercer, Malte Kröger und Max Daly, VICE UK, sowie den Künstler*innen-Interviews auch alle Tagungsbeiträge auf Deutsch und Englisch enthalten wird.

 

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